Die Farbpalette der französischen Weine wird um eine vierte Weinfarbe bereichert. Und dabei handelt es sich keinesfalls um eine Modeerscheinung, der mit künstlichen Farbstoffen nachgeholfen wurde, sondern um eine regelrechte Renaissance! Einige Ausführungen.
Die Geschichte des orangen Weins, auch Orange Wine genannt, geht auf die Antike zurück. Vor Jahrtausenden wurden diese Weine in Georgien, der Wiege der Weinherstellung, in unterirdischen Tongefäßen, den sog. „Quevris“, gelagert. Der lange Zeit in Vergessenheit geratene orange Wein lebt nach seinem Comeback in Italien nun auch in Frankreich wieder auf, und zwar insbesondere in der Kategorie der Naturweine.
Das Besondere am orangen Wein? Die Maischegärung!
Vom technischen Standpunkt aus betrachtet ist Orange Wine ein wie Rotwein vinifizierter Weißwein. Kennen Sie eigentlich den Hauptunterschied zwischen der Rotwein- und der Weißwein-Herstellung? Es handelt sich um die Maischegärung, einem bei der Rotweinherstellung typischen Vorgang, der beim Weißwein entfällt. Beim Rotwein werden die Trauben nach der Lese auf der Maische, also mit Beerenschale, Kernen und manchmal auch Stielen, vergoren. Dadurch erlangt der Wein seine Farbe und seinen Gehalt an Gerbstoffen. Beim Weißwein werden die Trauben vor der Gärung gepresst! Die quasi einzige Ausnahme von dieser Regel? Orange Weine, denn bei ihnen handelt es sich um maischevergorenen Weißwein. Während der Gärungsphase (je nach Wein unterschiedlich lang) nimmt der Traubenmost seinen typischen, intensiven Farbton an, der viel intensiver als bei herkömmlichen Weißweinen ist, und erlangt zudem seine dezente und doch charakteristische Tanninstruktur.
Vielfalt der Stile und der kulinarischen Harmonien
Immer mehr Winzer aus den unterschiedlichsten Regionen versuchen sich am Orange Wine, sei es an der Loire, im Languedoc oder im Rhône-Tal. Eine Sternschnuppe am Wein-Firmament? Mitnichten! Orange Weine sind weder minderwertige Weißweine noch Rotweine zweiter Klasse. Je nach Handschrift des Winzers, Merkmalen von Weinberg und Rebsorte(n), Maischestandzeit und Weinausbau erhält Orange Wine jenes einzigartige Gleichgewicht zwischen Struktur, Frische, Persistenz und aromatischer Vielfalt, das ihn zu einer eigenständigen Weingattung mit abwechslungsreichem Potenzial macht. Aromen von frischem oder Trockenobst sowie blumige, pflanzliche, geröstete, fast schon bittere Noten harmonieren trefflich mit würzigen oder exotischen Gerichten, süß-salzigen Spezialitäten, Fisch, bestimmten Hartkäsesorten sowie zuckerarmen Desserts. Besondere Aufmerksamkeit ist allerdings seiner Serviertemperatur beizumessen! Wie Weißwein sollten Sorten mit kurzer Maischestandzeit eher kühl serviert werden, intensivere Orange Wines mit komplexerer Tanninstrukur hingegen munden wie Rotwein am besten chambriert.
Auf jeden Fall kommt man wohl kaum umhin, mit dieser originellen Weingattung Bekanntschaft zu machen. Wohl bekommt‘s!
Die Bio-Auswahl von Taste France Magazine
Château Lafitte – Jurançon - „Orange“ 2019
Im Anbaugebiet Jurançon präsentiert Château Lafitte einen hervorragenden Orange Wine mit dreiwöchiger Maischestandzeit, der ohne jegliche Zugabe von Hilfsstoffen in Amphoren ausgebaut wurde. Er überzeugt durch Finesse und Tiefe und zeichnet sich durch seine leicht adstringierende Komponente aus.
Mas del Périé – Vin de France - „Orange voilée“ 2019
Cahors-Winzer Fabien Jouves legt hier einen überaus reizvollen Orange Wine aus 100 % Chenin vor, der mit einem ausgewogenen Gleichgewicht zwischen Finesse und Intensität aufwarten kann.
Domaine Viret – Vin de France – „Dolia ambré“ 2016
Dieses Weingut im südlichen Rhônetal war einer der Wegbereiter für das Comeback der orangen Weine. Ihrer ausgiebigen Maischegärung von drei Monaten verdankt dieses Erzeugnis seine erstaunliche aromatische Komplexität, die durch Gewürz- oder Rosennoten gekennzeichnet ist. Eine insgesamt harmonische, intensive, aber keinesfalls schwere Struktur.
Domaine Laurent Bannwarth – Vin de France – „Qvevri“ 2016
Der in Terrakotta-Krügen aus Georgien vinifizierte und ausgebaute Orange Wine aus dem Elsass wurde von seinem Winzer einer sage und schreibe achtmonatigen Maischegärung unterzogen! So konnte er ganz in Ruhe seine kraftvolle, intensive Persönlichkeit und seine elegante und doch facettenreiche aromatische Palette entfalten.
Taste France Magazine’s organic selection
In the Jurançon region, Château Lafitte has produced an excellent vintage after 21 days of maceration, with no input, vinified and matured in amphoras. This wine, featuring a subtle tannic note, is delicate and intense.
Mas del Périé – Vin de France - “Orange voilée” 2019
Made purely of chenin grapes, this Fabien Jouves wine from Cahors incarnates the main characteristic of orange wine, i.e. its perfect balance between delicacy and intensity.
Domaine Viret – Vin de France – “Dolia ambré” 2016
In the south of the Rhône Valley, this domain was one of the first in France to rediscover orange wine. After a three-month long maceration, this vintage has acquired a surprising aromatic complexity, marked by spicy or rose notes. Overall, it is well structured, intense but not heavy.
Domaine Laurent Bannwarth – Vin de France – “Qvevri” 2016
After being vinified and matured in earthenware pots from Georgia, this winegrower left his Alsace wine macerating for eight months! This gave it plenty of time to gently acquire its character - a mix between vigor, depth and an elegant as well as rich aromatic palette.
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