Vom Etikett zum Genuss: dein Experten-Leitfaden von Jahrgang bis Herkunft

Frankreich produziert einige der vielfältigsten und renommiertesten Weine der Welt, aber die Nuancen der französischen Weinetiketten sind für Viele kryptisch. Jedes Element auf einem Weinetikett – von der Bezeichnung über den Jahrgang bis hin zu den Qualitätsmerkmalen – bietet einen Einblick in dessen Geschichte und Eigenschaften. Dieser Leitfaden hilft dir, diese Details zu verstehen, damit du eine fundierte Wahl treffen und französischen Wein in seiner ganzen Vielfalt genießen kannst. 

Decode a French wine bottle

📍 Die Appellation: der Schlüssel zu Herkunft und Terroir

 

AOC/AOP (Geschützte Ursprungsbezeichnung), IGP (Geschützte geografische Angabe), VDF, Vin de France (Wein aus Frankreich)

AOC (Appellation d'Origine Contrôlée) bedeutet, dass der Wein in einem bestimmten geografischen Gebiet nach bestimmten Vorschriften hergestellt wird, die die Qualität und die Einhaltung traditioneller Verfahren gewährleisten. Die Bezeichnung „AOC Châteauneuf-du-Pape“ weist zum Beispiel auf einen Wein aus einem bestimmten Gebiet im Rhonetal hin, in dem es unter anderem strenge Vorschriften für Rebsorten (wie Grenache, Syrah, Mourvèdre) und den Mindestalkoholgehalt gibt. Das garantiert Authentizität und eine starke Verbindung zum Terroir. Bei den anderen Ursprungsbezeichnungen ist es so, dass IGP-Weine aus einem größeren geografischen Gebiet mit weniger Vorschriften als bei AOC stammen, während Vin de France die flexibelste Klassifizierung ist, die Weine aus ganz Frankreich umfasst. Es ermöglicht den Winzern, Trauben aus verschiedenen Regionen zu mischen und mehr zu experimentieren. 

 

Dorfname und Parzellenname

Bei einigen Weinen wird das Dorf oder die Gemeinde angegeben, um genauere Merkmale aufgrund des besonderen Klimas, des Bodens oder der Weinbautradition zu beschreiben. Zum Beispiel „Chablis“ im Burgund oder „Saint-Émilion“ im Bordeauxgebiet. Manchmal bezeichnet ein Parzellenname (lieu-dit) sogar eine bestimmte Parzelle auf einem Weinberg, die einen ganz besonderen Terroirausdruck bietet (zum Beispiel „Chablis Premier Cru - Montée de Tonnerre“). Solche Bezeichnungen können neben anderen Bezeichnungen erscheinen, wie „Premier Cru“ oder „Grand Cru“ im Burgund oder einzelne benannte Parzellen im Elsass. Diese Weine verkörpern oft besondere Mikroklimata und ganz bestimmte Einflüsse des Weinbergs. 

Terroir

Auf französischen Weinflaschen werden die Rebsorten nur selten angegeben, da die Weinbautradition des Landes den Schwerpunkt auf das Terroir legt: Dieses Konzept konzentriert sich auf die einzigartige Kombination von Boden, Klima, Topografie und anderen Umweltfaktoren, die die Eigenschaften des Weins prägen. Viele französische Weine sind daher Verschnitte aus mehreren Rebsorten. Alle Sorten aufzulisten, wäre kompliziert … und tatsächlich weniger informativ!

 

⏳ Der Jahrgang: So wirkt sich das Erntejahr auf den Wein aus 

 

Was ist ein Jahrgang?

Der Jahrgang (millésime) auf dem Etikett gibt das Jahr an, in dem die Trauben geerntet wurden. Diese Angabe ist von Bedeutung, da sie die klimatischen Bedingungen widerspiegelt, die auf die Reben eingewirkt und die Qualität und das Geschmacksprofil der Trauben beeinflusst haben. 

 

So wichtig ist der Jahrgang

Verschiedene Jahre bringen ganz unterschiedliche Weineigenschaften hervor. So entstehen in warmen Jahren, tendenzielle reifere, fruchtigere Weine, in kühleren Jahren eher Weine mit höherem Säuregehalt und mehr Eleganz. In manchen Regionen gibt es „Jahrgangstabellen“, die dir helfen können, herausragende Jahre zu finden. Für Bordeaux-Weine sind in den letzten Jahren die Jahrgänge 2016 und 2020 für hervorragenden Weine mit Tiefe und Komplexität bekannt.

 

Nicht-Jahrgangsweine

Manchmal, vor allem bei Champagner, wird keine Jahrgangsangabe gemacht. Nicht-Jahrgangsweine sind in der Regel Verschnitte aus mehreren Jahrgängen, die jedes Jahr ein einheitliches Geschmacksprofil aufweisen sollen. Diese Praxis ermöglicht es den Produzenten ein immer ähnliches Produkt anzubieten, unabhängig von den jährlichen Schwankungen.

 

🏅 Qualitätsbezeichnungen und andere wichtige Angaben

 

Cru, Grand Cru, Premier Cru

Diese Begriffe werden im Burgund und Bordeaux üblicherweise verwendet, um Qualitätsabstufungen hervorzuheben. Cru ist eine Bezeichnung, die die höhere Klassifizierung eines Weinbergs aufnimmt. Die nächste Stufe ist „Premier Cru“ (im Burgund) mit noch besseren Eigenschaften des Weinbergs, dann folgt „Grand Cru“ als höchste Qualitätsbezeichnung. Jede Kategorie spiegelt die jahrhundertelange Tradition und das Renommee des Weinbergs wider.

 

Mis en Bouteille au Château/Domaine (abgefüllt im Weingut)

Dieses Qualitätsversprechen garantiert, dass der Wein im Weingut hergestellt und abgefüllt wurde. Dies bestätigt, dass der Produzent jede Phase der Produktion vom Rebstock bis zur Flasche verfolgt hat. 

 

Selection Parcellaire und Cuvée Spéciale

Diese Hinweise geben an, dass der Wein aus ausgewählten Parzellen eines Weinbergs hergestellt wurde oder ein ganz besonderer Verschnitt ist. Diese Begriffe sind oft auf der Premium-Linie oder experimentellen Weinen eines Produzenten zu finden, die einzigartige Geschmacksrichtungen oder Techniken präsentieren.

 

Vieilles Vignes (alte Reben)

Dieser Begriff bedeutet, dass der Wein aus älteren – meist vor mehr als 40 Jahren gepflanzten – Rebstöcken hergestellt wird, die in der Regel weniger, aber dafür konzentriertere Trauben hervorbringen, was zu reichhaltigeren und komplexeren Weinen führt.

 

Élevé en fûts de chêne (in Eichenfässern gereift)

Diese Angabe bezieht sich auf einen Weinherstellungsprozess, bei dem der Wein beim Ausbau für eine gewisse Zeit in Eichenfässern gelagert wird. Dieser Reifeprozess ermöglicht den Kontakt mit dem Holz, was den Geschmack des Weins, sein Aroma, seine Textur und seine Komplexität beeinflusst. 

Rewards

Auch Weine können Goldmedaillen gewinnen! Der Concours Général Agricole findet seit mehr als 150 Jahren im Rahmen des berühmten Salon de l'Agriculture in Paris statt. Dabei werden Gold-, Silber- und Bronzemedaillen an eine große Auswahl französischer Agrarprodukte vergeben, natürlich auch an Weine.

 

🍷 Volumenprozent: Was der Alkoholgehalt über den Weinstil aussagt

 

Das sagt uns der Alkoholgehalt

Der Alkoholgehalt kann Aufschluss über den Stil und den Charakter des Weins geben. Weine mit niedrigerem Alkoholgehalt (unter 12 %) sind in der Regel leichter und erfrischender, während Weine mit höherem Alkoholgehalt (14 % und mehr) in der Regel reichhaltiger und vollmundiger sind. Der Alkoholgehalt wird auch durch das Klima der Region beeinflusst: In den wärmeren Regionen Südfrankreichs reifen die Trauben mehr und so entstehen oft Weine mit höherem Alkoholgehalt.

 

🍇 Produktionsdetails und rechtliche Hinweise 

 

Inhalt

Normalerweise ist auf dem Etikett auch das Fassungsvermögen der Flasche, in der Regel 750 ml, angegeben. Das ist eine gesetzliche Vorschrift und hilft bei der Standardisierung.

 

Sulfit-Kennzeichnung

Nach europäischem Recht müssen die Produzenten angeben, ob ihre Weine Sulfite enthalten, ein gängiges Konservierungsmittel, das zur Stabilisierung von Wein verwendet wird. Diese Angabe kann eine nützlich für Menschen sein, die empfindlich auf Sulfite reagieren.

 

Herstellercode

Vor allem in der Champagne kann es sein, dass du einen Code siehst, der die Art des Produzenten aufschlüsselt. RM steht zum Beispiel für récoltant-manipulant, Winzer also, die Champagner aus eigenen Reben herstellen. NM, oder négociant-manipulant, bezeichnet hingegen Produzenten, die Trauben von verschiedenen Erzeugern beziehen und verarbeiten.

 

Bio-Zertifizierung (AB - Agriculture Biologique)

Gibt an, dass der Wein aus Trauben hergestellt wurde, die nach strengen ökologischen Standards angebaut wurden, ohne Einsatz von synthetischen Chemikalien oder Pestiziden. Auch bei der Weinherstellung werden umweltfreundliche Methoden angewandt. Weine, die nach EU-Vorgaben eine Bio-Zertifizierung erhalten, sind an ihrem unverwechselbaren Logo zu erkennen: dem Bio-Logo

Bio-Trend in Bordeaux
  • Pierrick Jegu
  • Editor

Biodynamische Labels (Demeter, Biodyvin)

Diese Labels zeugen davon, dass der Wein nach biodynamischen Anbauprinzipien angebaut wurde, die über die biologischen Praktiken hinausgehen. Sie beziehen ganzheitliche Techniken wie spezielle natürliche Präparate und die Beachtung der Mond- und Planetenphasen ein, um die Vitalität der Reben zu verbessern.

 

Naturwein (Vin Naturel)

Bei dieser Kategorie wird Wert auf minimale Eingriffe in die Produktion gelegt. Der Wein wird aus biologisch oder biodynamisch angebauten Trauben hergestellt, mit spontaner Gärung, ohne Zusatzstoffe und mit minimalen bis gar keinen Sulfitzusätzen.

HVE (High Environmental Value)

HVE steht für „von hoher Bedeutung für die Umwelt“ und hebt umweltfreundliche Anbaupraktiken hervor, die sich auf die Erhaltung der biologischen Vielfalt, das Wassermanagement, den kontrollierten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und die Regulierung von Düngemitteln konzentrieren. Einige konventionelle Methoden sind unter bestimmten Bedingungen aber erlaubt. 

 

🍷 In einer Weinhandlung mit erfahrenem Personal wird man dich dabei unterstützen, die Details auf dem Etikett zu entschlüsseln und dir Weine empfehlen, die deinen Vorlieben entsprechen. Und wenn du weißt, wie man ein französisches Weinetikett liest, kannst du die reiche französische Weinkultur besser verstehen. Jetzt, wo du Experte im Lesen französischer Weinetiketten bist, kannst du die wichtigsten Rebsorten kennenlernen und vielleicht deinen nächsten Lieblingswein finden! 

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