Verschmäht und ignoriert: Fast schien es schon, der Cinsault sei ob der Allgegenwart von Reben wie Grenache oder Syrah der Vergessenheit anheim gefallen. Von wegen!                                                 

Cinsault

Bei den Meeresprodukten ist es gang und gäbe, zwischen exquisiten und zweitrangigen Spezies zu unterscheiden. So soll der Seebarsch die Makrele, der Steinbutt zwangsläufig die Sardine und der Petersfisch selbstredend die Meeräsche geschmacklich in den Schatten stellen … 

Dem steht die Ampelographie – d. h. die Rebsortenkunde – in nichts nach, denn auch sie stellt ein Ranking auf: So ist das Adjektiv edel lediglich einem knappen Dutzend Reben vorbehalten, darunter Chardonnay, Riesling, Pinot Noir, Syrah und Grenache. Somit wären alle anderen gewissermaßen „zweite Wahl“ – Rebsorten also, die bestenfalls zu „ordentlichen“ Weinen taugen, aber mit Sicherheit nicht zu „edlen“ Tropfen ...

Sagt wer? Nun ja, der Mensch besitzt eben die Angewohnheit, sich mit Vorliebe aus der Verantwortung zu stehlen. So war man früher der Annahme, Carignan-Reben haben nun einmal nur ein begrenztes Potenzial und beließ es dabei, ihnen in puncto Ausbeute das Äußerste abzuverlangen. Dies war insbesondere im Languedoc der Fall, wo im Weinbau einst Menge den Vorrang vor Qualität hatte. Das Blatt wendete sich erst, als eine Handvoll aufstrebender Winzer sich dieser Rebsorte ernsthaft annimmt und beweist, was wirklich in ihr steckt. 

Nicht anders war es beim Cinsault. 
Die aus der Provence stammende Rebsorte, aus der vor allem Roséweine hergestellt werden, ist nicht nur in den Weinbergen der französischen Mittelmeerregionen anzutreffen, sondern auch im Libanon sowie in der südlichen Hemisphäre, nämlich in Südafrika. Vor wenigen Jahren noch war er – sparsam dosiert – Bestandteil diverser Assemblages, denen er Geschmeidigkeit und Frische verlieh. Seinem aktuellen Comeback ist es geschuldet, dass ihn einige Winzer sogar sortenrein zu hervorragenden Weinen verarbeiten. Wurde die Rebe traditionell aufgrund ihrer kolossalen Erträge geschätzt (die entsprechend wässrige Moste ergaben), reicht es aus, einen Gang zurückzuschalten, um ihm mehr Substanz zu verleihen.

In Zeiten der globalen Erwärmung, die den Weinbau zum grundlegenden Umdenken zwingt, bietet der Cinsault gleich mehrere Vorteile. Da wäre zum einen seine Hitze- und Windresistenz: ein echter Trumpf in mediterranen Weinbauregionen, wo Regen Mangelware und kräftige Winde (wie Tramontane und Mistral) an der Tagesordnung sind. Und zum anderen lassen sich aus ihm leichtere Weine als aus den Rebsorten Grenache oder Syrah erzeugen, die sich schon mal etwas wuchtig präsentieren.

Cinsault-Weine machen ihrem Terroir alle Ehre und punkten mit einer nicht zu intensiven Robe, bemerkenswerter Frische, aromatischer Finesse mit fruchtigen Noten sowie einem überaus angenehmen Trinkfluss. Nicht spektakuläre oder schmeichelhafte, sondern trinkbare Weine stehen derzeit bei Weinliebhabern hoch im Kurs. Weine eben, die einen nicht schon nach drei Schlücken umhauen!     

Wine selection

Domaine du Grand Crès – Cinsault sans soufre (ungeschwefelt) 2022 – Vin de France

Dieser in der Region Corbières erzeugte, ungeschwefelte Wein kombiniert fruchtig-frische Aromen mit angenehmer Rundheit und Ausgewogenheit … 75 cl reine Verlockung und Unverfälschtheit.

Ca. 11–12 €



Mas Coutelou – 5SO – Vin de France

In Puimisson unweit von Béziers keltert Jeff Coutelou überaus ausdrucksstarke Weine, die die Handschrift ihres Terroirs tragen. Auch dieser Tropfen macht da keine Ausnahme ... sonnendurchflutet, ohne jegliche Schwere und voller Energie.



Mas Onésime – Cinsault – Vin de France

Das Weingut liegt auf Schieferboden in Faugères, einer der gefragtesten Appellations des Languedoc. Sein gelungener Cinsault präsentiert sich wunderbar weich mit Aromen von roten Früchten und Pfeffer.

Ca. 12 €

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