Ab August sind die französischen Winzer in Alarmbereitschaft. Die Weinlese beginnt und kündigt einen neuen Jahrgang an. Bei Vincent Marie, einem Winzer-Neuling in der Auvergne, wo das Klima kühler ist, werden die Trauben zu Herbstbeginn geerntet. Tauchen Sie mit uns in diese Welt ein.
Auf die Plätze, fertig ... los
Im Weinkeller von Vincent Marie, 15 Kilometer südlich von Clermont-Ferrand, ist die Stimmung an diesem Oktobertag prickelnd. Es ist die Aufregung vor der Weinlese: ein paar Tage harte Arbeit, an denen die Winzer die Früchte eines arbeitsreichen Jahres ernten. „Wir müssen schnell und präzise sein. Sobald die Trauben reif sind, haben wir nur noch wenig Zeit, um sie zu ernten. Heftige Regenschauer oder ein heißer Tag können die Qualität der Trauben innerhalb kürzester Zeit beeinträchtigen.", erklärt der Winzer. Die Reife der Trauben wird anhand von Aroma und der Textur beurteilt. Sensorische Erfahrungen, die teilweise durch Laboranalysen ergänzt werden, um den Zuckergehalt genau zu berechnen, der während der Gärung zu Alkohol abgebaut wird. „Eine schöne Traube ist Vorbote für einen guten Jahrgang!“ fasst Vincent Marie zusammen.
Unvorhersehbare Ereignisse
Das Jahr 2021 war kein einfaches in Frankreich. Im April vernichtete eine heftige Frostwelle einen Großteil der französischen Weinernte und erstickte die Hoffnung auf eine vielversprechende Weinlese. Abhängig von der Region verloren einige Winzer zwischen 30 % und 100 % ihrer Ernte. Während Vincent Marie vom Frost weitgehend verschont blieb, hatte er gegen gefräßige Vögel und die Ausbreitung von falschem Mehltau zu kämpfen. Doch der zähe Bursche hat schon einiges erlebt: In den 2000er-Jahren entdeckte er den Naturwein, als er noch in seiner Heimatregion Normandie lebte. Daraufhin gründete er einen Verkostungsclub und organisierte schon bald eine Messe, auf der sich die großen Namen der französischen Naturweinbranche trafen. „Ich habe mich in das Milieuverliebt. Einige Jahre später, als ich als Verkehrsmanager für eine Sportmarke arbeitete, beschloss ich, alles stehen und liegen zu lassen, um Wein zu machen und in die Auvergne zu ziehen, wo es noch erschwinglichen Grund gab.“ Sein Weinberg besteht heute aus 4,5 Hektar, die sich um Volvic im Departement Puy-de-Dôme verteilen.
Von der Rebe bis zum Weinkeller
Nach einem Imbiss nehmen die Saisonarbeiter ihre Arbeit wieder auf. Das Team besteht täglich aus 12 bis 14 Erntehelfern – dieses Jahr überwiegend Frauen – und aus zwei Trägern, die die mit Trauben gefüllten, durchbrochenen Plastikkisten an den Fuß der Parzelle bringen. Gemeinsam zieht das fröhliche Team die Spaliere entlang und schneidet die Trauben mit einem Spinett, einem kleinen Werkzeug, das einer Gartenschere ähnelt, jedoch eine dünnere Klinge hat. Nur makellose Trauben werden geerntet, alle Früchte mit Fäulniserscheinungen werden hängengelassen.
Bei Vincent Marie wird die Weinlese an sechs Tagen intensiver körperlicher Arbeit von Hand durchgeführt. Maschinen kommen nicht in Frage, wo doch die Weinberge das ganze Jahr über auf natürliche Weise gepflegt werden. Die 100 Kisten, die an diesem Tag geerntet wurden, kommen anschließend in den Weinkeller. Das heißt, ein halber Hektar Trauben der Rebsorte Gamay aus der Auvergne: dunkle, saftige und schön runde Beeren, die den neuen Jahrgang seiner Cuvée „Magma Rock“ bilden. Vincent Marie stellt nur Cuvées aus bestimmten Parzellen her, es werden keine Trauben aus verschiedenen Parzellen gemischt. „Jeder Boden hat sein Terroir und seine Geschichte, die ich bewahren möchte.“ Nach der Vinifikation gehen 70 %–80 % seiner Weine in den Export, hauptsächlich auf den kanadischen und amerikanischen Markt. Kein Wunder, dass dies den Neid seiner französischen Bewunderer weckt ...
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