Die Champagne im Wandel. Unter dem Einfluss zahlreicher Winzer gewinnt der Begriff des Terroirs, der lange Zeit in den Hintergrund gerückt war, immer mehr an Bedeutung. Und das ist nicht nur ein vorübergehender Trend! Eine Betrachtung zu diesem alternativen Ansatz.
Die Primeurs aus den Weinkellern
Die Assemblage von Rebsorten oder Weinen unterschiedlicher Jahrgänge, Schaumbildung, zweifache Gärung, Dosage usw. – die Champagnerproduktion ist komplexer als jene sogenannter Stillweine, d. h. von Weinen ohne Kohlensäure. So sehr, dass viele Weinbaubetriebe und Genossenschaften in der Champagne lange Zeit die Arbeit im Weinkeller der Arbeit im Weinberg vorzogen. Die Qualität der Trauben könne ohnehin im Keller „korrigiert" werden, so ihre Meinung. Alles lief wie am Schnürchen. Der große wirtschaftliche Erfolg des berühmtesten aller Schaumweine gab keinen Anlass, die Dinge zu hinterfragen. Die Champagne nahm eine unangefochtene Stellung beim konventionellen Weinbau ein.
Das Bio-Zeitalter
Damals dachte man noch nicht an eine biologische Produktion. Anfang der 2000er-Jahre entwickelten sich in rasantem Tempo vorbildliche Praktiken, die auf Umwelt, Pflanzen und Trauben Rücksicht nahmen. Die Bewegung fasste insbesondere in den Regionen Elsass, Languedoc, Rhône und an der Loire Fuß. Nicht so in der Champagne. Zumindest bis vor zehn Jahren ... Unter dem Impuls vieler „kleiner“ Winzer hat sich die Lage verändert. Die ursprüngliche Idee? Sich dieser Bio-Philosophie anschließen und die Parzellen so bewirtschaften, dass schöne und gesunde Trauben geerntet werden, die eine ganz eigene Identität ihres Terroirs haben. Im Marne-Tal, im Gebiet der Montagne de Reims, an der berühmten Côte des Blancs und vielleicht noch mehr in der Aube beginnt eine tiefgreifende (R)Evolution.
Eine neue Sichtweise
In den Weinbergen wird das Leben der Mikroorganismen im Boden gefördert ebenso wie die tiefe Verwurzelung der Pflanzen, denn an der Oberfläche kommt das Terroir nicht zum Ausdruck. Damit der Champagner dem Charakter der Weinlese treu bleibt, werden in diesem Sinne auch die Kellerpraktiken weiterentwickelt, wobei sie ein bestimmtes Ziel vor Augen haben: Die Weinbereitung soll so nah wie möglich an der Traube bleiben, damit sich das Terroir voll entfalten kann. Wie? Insbesondere durch eine starke Einschränkung der Dosage. Nach dem Degorgieren, bei dem ein wenig Wein aus der Flasche austritt, wird bei diesem Vorgang ein mehr oder weniger süßer Likör zugesetzt. Die „neuen“ Winzer sehen das jedoch nicht so. Da sie die Aromen der Trauben und des Terroirs nicht verwischen wollen, reduzieren sie den Zuckerzusatz stark oder verzichten ganz darauf. Aus diesem Grund gibt es eine Vielzahl von Cuvées mit den Bezeichnungen „Dosage Zéro“, „Brut Nature“, „Non Dosé“ oder „Extra Brut“. Heute begeistern sie dank ihrer Frische, ihrer Ausgewogenheit und ihrem starken Bezug zum Terroir ihrerseits die Weinhändler und Sommeliers der Sterne-Restaurants auf der ganzen Welt. Eine schöne Geschichte.
Die Terroir-Champagnerauswahl von Taste France Magazine
Champagne Benoît Lahaye - Violaine 2015
Benoît Lahaye, der in Bouzy in der Montagne de Reims zu Hause ist, bewirtschaftet seine Weinberge biologisch und biodynamisch. Der gemeinsame Nenner seiner erdigen und harmonischen Cuvées? Viel Energie, eine mineralische Grundlage, die mit dem lokalen Kreideboden zusammenhängt, und eine feine Perlage. Als Assemblage aus Pinot Noir und Chardonnay reiht sich Violaine perfekt in diese Linie ein.
Champagne Ruppert-Leroy - Martin Fontaine
Im Departement Aube praktiziert die Familie Ruppert-Leroy einen vollständig biodynamischen Ansatz und signiert Cuvées, die jeweils einer Parzelle entsprechen. Martin Fontaine hat den Mut zu Champagner ohne Dosage und besitzt eine beeindruckende Nähe zum Terroir und zu den Trauben. Ein Hauch von Zitrusfrüchten und blumige Noten prägen das Bukett. Am Gaumen offenbart sich die Cuvée mit einem kräftigen und eleganten Auftakt bis hin zu einem langen, immer noch dynamischen Abgang.
Champagne Bourgeois-Diaz - BD’3C
In einem weniger anerkannten Abschnitt des Marnetals trifft Jérôme Bourgeois mit dieser Assemblage der drei großen Rebsorten der Champagne (Pinot Noir, Pinot Meunier und Chardonnay), die von verschiedenen Terroirs des Weinguts stammen – Lehm, Lehm-Kalk oder Sandboden – voll ins Schwarze. Das untrügliche Zeichen? Die Lust auf ein weiteres Glas, um den Genuss dieser Cuvée erneut zu erleben, die von Natur aus komplex, aber geradlinig, köstlich und unwiderstehlich ist.
Champagne Larmandier-Bernier - Terre de Vertus
Bedingungslose Strenge im Weinberg, genauer Weinanbau, ohne Überflüssiges ...Sophie und Pierre Larmandier leiten eines der interessantesten Weingüter der Côte des Blancs. Die Cuvée Terre de Vertus, der große Klassiker des Hauses, wächst auf einem leicht erhöhten Terroir, dessen Signatur auf dieser Salzigkeit, diesem Gleichgewicht, einer großen Offenheit und gleichzeitig viel Taktgefühl beruht. Ein wahrer Genuss!
Taste France Magazine’s selection of terroir champagnes
At his estate in Bouzy, on the Montagne de Reims, Benoît Lahaye cultivates his vineyard organically and biodynamically. So what’s the common thread running through his earthy, harmonious wines? Energy to spare, a mineral base associated with the chalky soil of their birth, and fine bubbles. A blend of Pinot Noir and Chardonnay, Violaine is a perfect example of this lineage.
Champagne Ruppert-Leroy - Martin Fontaine
The Aube-based Ruppert-Leroy family subscribes fully to the biodynamic philosophy, producing a series of wines which each correspond to a parcel of land. Martin Fontaine has the directness of a non-dosed champagne, offering a stunningly faithful expression of terroir and grape. The aromatic element is characterized by subtle citrus and floral notes. In the mouth, the wine offers a vigorous, elegant opening, progressing towards a long yet equally dynamic finish.
Champagne Bourgeois-Diaz - BD’3C
In this relatively unsung part of the Marne valley, Jérôme Bourgeois has hit the mark with this blend of the three great Champagne varieties (Pinot Noir, Pinot Meunier and Chardonnay) from the estate’s various terroirs: clay, limestone-clay, and sandier soil. Their calling card? Their habit of persuading the drinker to keep coming back for one more glass of a wine that is fairly complex by nature, but direct, indulgent and mouth-watering.
Champagne Larmandier-Bernier - Terre de Vertus
Vine work of exemplary rigor, precise and unadorned vinification; Sophie and Pierre Larmandier run one of the most interesting domaines in the Côte des Blancs. Terre de Vertus is one of the maison’s great classics: Born on a mid-slope terroir whose signature note is its salinity and balance, yet with great directness and considerable subtlety. A delight!
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