Neben dem berühmten neuen Wein ist dieses Gebiet fähig, in hervorragenden Lagen Weine hervorzubringen, die mit der Zeit immer besser schmecken. Der Schritt vom einfachen Glas Wein an der Theke zum Gaumenkitzel bei Tisch.
Diskussionen über Wein sind oft von Klischees geprägt. Berücksichtigt man in der Region von Bordeaux nur die namhaften Châteaux und in der Provence lediglich die Rosés, hat man eine stark vereinfachte Idee der weiten Welt der Weine! Das großartige Anbaugebiet, das von Mâcon bis Lyon reicht, leidet vor allem unter dem Image des Nouveau Beaujolais, auch Beaujolais Primeur genannt. Sobald die Lese beendet und der Rebensaft vergoren ist, füllt der neue Wein am dritten Donnerstag im November, seinem Festtag, die Gläser und lässt völlig vergessen, dass es noch andere Möglichkeiten gibt, die Produktion dieser Region zu genießen.
Neuer Wein oder edle Weine?
Der junge Wein hat die Region in der ganzen Welt bekannt gemacht. Leider vergisst man oft, dass die Produktion vor Ort weit über den Primeur hinausgeht, dessen Qualität noch dazu von Jahr zu Jahr stark schwankt. Das Beaujolais und die Rebsorte Gamay, die beinahe die gesamte Fläche des Anbaugebiets bedeckt, sind nämlich in der Lage, viel komplexere Weine hervorzubringen als nur fröhlich-fruchtige Durstlöscher. Von den zwölf Appellations d'origine liegen die zehn Beaujolais Crus vor allem im nördlichen Teil des Anbaugebiets. Sie heißen: Chiroubles, Fleurie, Saint-Amour, Brouilly, Côte de Brouilly, Juliénas, Régnié, Chénas, Moulin-à-Vent und Morgon. Jeder dieser Weine hat seine Persönlichkeit und seinen Stil, überzeugt eher durch seine Leichtigkeit, seine Finesse, seine Stärke oder seine Tiefe. Einige Crus zeigen jedes Jahr dank der talentierten Winzer und des Terroirs ihre Fähigkeit, intensive Weine zu produzieren, die noch dazu ein hervorragendes Lagerpotenzial besitzen. So zum Beispiel der Juliénas, der Moulin-à-Vent, eine Appellation d'origine contrôlée, die auf Granitböden gedeiht, der Brouilly und der Côte-de-Brouilly, deren Rebflächen an den Hängen und am Fuß des Mont Brouilly liegen, und selbstverständlich der Morgon.
Das Beispiel Morgon
Rund um Villié-Morgon und die Nachbardörfer liegt ein Terroir auf „verfaulten Felsen“, wie die Einheimischen sagen, das heißt Schiefer und Vulkangestein. Neben der Appelation stehen auf manchen Flaschenetiketten auch sogenannte „Climats“. Zu den bekanntesten gehört eindeutig die Côte du Py, nicht nur wegen des atemberaubenden Panoramablicks vom Gipfel des Hügels. Es handelt sich um das ideale Terroir für den Gamay, der leider zu oft zu den unedlen Rebsorten gezählt wird. Die besten Winzer, die das Glück haben, einige Parzellen zu besitzen, produzieren hier hervorragende Weine. Sie kombinieren Vollmundigkeit und Süffigkeit mit Körper, Struktur und einer gewissen Kantigkeit. Ohne jemals die klassische Dimension der roten Früchte des Beaujolais zu verleugnen, entwickeln diese Cuvées eine aromatische Komplexität von reifem Steinobst oder gar Gewürzen. Nach fünf bis zehn – oder vielleicht noch mehr – Jahren weicht ihr jugendlicher Sturm großer Gelassenheit und besonnener Reife. Dann passen die Weine der Côte du Py und der anderen Terroirs des Beaujolais perfekt zu Wuerst und Schinken. Die rassigen Weine begleiten auch Braten und Schmortöpfe voller Eleganz und runden das Temperament von Haarwild perfekt ab. So feiern Sie den Beaujolais das ganze Jahr über weitaus gediegener und bequemer als an der überfüllten Theke der Kneipe nebenan.
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