3 Klassiker der französischen Küche, die die Deutschen neu intepretierten, oder: Der kulinarische Kulturschock einer Französin in Deutschland
Salut! Ich heiße Géraldine, bin Französin und kam vor ein paar Jahren direkt aus Paris, um auf der anderen Rheinseite zu leben. Ein Land, das ich liebe, mit tollen Menschen, aber einigen kulinarischen Gewohnheiten, die mich manchmal, sagen wir mal, „vewundert" haben und ein bisschen Gewöhnung erforderten.
Weinschorle
Als ich das erste Mal erlebte, dass eine Freundin von mir Wasser – sogar Sprudelwasser – in ihr Weinglas eingoss, dachte ich: „Oh nein, die Arme! Sie hat gerade das falsche Glas benutzt.“ Also sagte ich: „Vorsicht, du hast gerade Wasser in dein Glas Wein geschüttet. Sollen wir noch eins bestellen“? „Nein," lachte sie „das ist eine Weinschorle, das ist ein Wein, der mit Sprudelwasser gemischt wird. Das ist super leicht und erfrischend!“
Ich habe nichts gesagt, aber ich dachte trotzdem für mich, wie schade für den Wein, all die Arbeit von der Rebe bis zur Flasche, einfach auf ein erfrischendes Erfrischungsgetränk reduziert zu werden!
Am Ende ist es aber eigentich ähnlich wie unser Kir: Wir in Frankreich mischen Wein mit Crème de Cassis, also ein Likör aus schwarzen Johannisbeeren, und hier in Deutschland mischt man ihn eben mit Sprudelwasser. Im Endeffekt ist die Weinschorle wesentlich leichter, erfrischender und überdeckt nicht den Geschmack des Weines.
Meine Freundin hatte also Recht: Ich muss im Sommer unbedingt mal eine Weinschorle probieren!
Eingeschweißtes Baguette
Hier habe ich einige Jahre gebraucht, um darüber hinwegzukommen: Deutschland, das Land, wo man die besten Brote der Welt findet, wagt es, das Monument der französischen Kultur – unser liebes Baguette – einfach so eingeschweißt in Plastik anzubieten! Man findet sie überall, im Supermarkt, bei Partys mit Freunden und sogar manchmal in Restaurants (ich erkenne sie sofort!). Warum ein solches Sakrileg, besonders bei einem so einfachen Produkt wie dem Baguette?
Als ich meine deutschen Freunde fragte, antworteten sie: „Ja, Géraldine, aber es ist einfach so, dass wir das Baguette so sehr lieben und es immer zur Hand haben möchten!“ Ok, bei so einem Argument kann ich es ihnen natürlich nicht verdenken...
Außerdem muss ich zugeben, dass das eingeschweißte Baguette, manchmal sehr praktisch sein kann. Und alle meine deutschen Freunde haben mir gesagt, dass sie, sobald es möglich ist, ein Baguette vom Bäcker bevorzugen. Eingeschweißte Baguettes sind sozusagen aus der Not entstanden, der Not nach Baguette. Eingestandener Fehler, halb verziehen!
Übrigens: wenn du auch das frische französische Baguette lieber hast, kannst du hier französischen Bäckereien in deiner Nähe finden.
Croissant mit Schinken und Butter
Ok ok, vielleicht übertreibe ich jetzt ein wenig. Aber ich muss wirklich sagen, dass ich schon konsterniert war, als ich hier vielerorts dick belegte Croissants mit Schinken, Käse, Salat, Tomate usw. sah. Es gibt belegte Croissants vereinzelt zwar durchaus auch in Frankreich, ich habe sie dort aber nie mit eigenen Augen gesehen und hier in Deutschland gibt es sie wirklich an jeder Ecke.
Ich bin sicher ein kleiner Spielverderber, aber für mich ist ein Croissant einfach „ohne alles“, vielleicht mit ein bisschen Marmelade. Und eigentlich eher zum Frühstück, höchsten als Goûter aber nicht zu Mittagessen! Irgendwann habe ich mich aber dann doch getraut, es zu probieren. Ein Croissant mit Schinken, Butter und eventuell noch Käse und Salat dazu, da kann man nichts falsch machen. Fazit: Es war sogar ziemlich lecker!
Für eine leichtere Mahlzeit greife ich aber doch lieber zu einem Jambon-Beurre, also ein Schinken-Butter-Baguette, zubereitet mit einem frischen Baguette (und nicht eingeschweißt) und warum nicht dazu eine Weinschorle, denn so blöd ist die Idee doch gar nicht! ;)
A bientôt,
Géraldine
Creator
Bloggerin