Les Foulards Rouges, ein Weingut mit Kultstatus

Von Pierrick Jegu

Besuch bei Jean-François Nicq vom Weingut Les Foulards Rouges im südfranzösischen Roussillon, der Wahlheimat des Winzers. Er ließ sich vor zwanzig Jahren hier nieder und gilt als einer der angesehensten Akteure der Naturweinszene.

Les Foulards Rouges: a wine estate with a cult following

© ©LOUIS-LAURENT GRANDADAM

Der Durchbruch einer Region

Vor nicht allzu langer Zeit wurden die beiden Regionen Roussillon und Languedoc in Weinführern noch in einem Atemzug als Languedoc-Roussillon bezeichnet, und die auf diesen Teil Südfrankreichs spezialisierten Weinhändler bezogen 80 % ihres Angebots aus dem Languedoc und die restlichen 20 % aus dem Roussillon. Die Tendenz blieb zwar auch weiter bestehen, doch die Produktpalette dieser südfranzösischen Region, die sich von der Provence bis zu den Pyrenäen erstreckt, nahm eine deutlich ausgewogenere Struktur an. Das Roussillon zog zunehmend die Aufmerksamkeit der Medien auf sich. Es wurden gar Stimmen laut, die dieses Weinbaugebiet schlicht zum Eldorado erklärten. Appellationen wie Collioure oder Banyuls erfreuen sich definitiv seit Ewigkeiten des renommierten AOC-Zertifikats und können mit nicht minder renommierten Weingütern aufwarten. Doch in den letzten zwanzig Jahren haben zahlreiche Winzer aus anderen Gegenden neue Gebiete der Region erschlossen, vom Vallée de l‘Agly im Landesinneren bis hin zum Albères-Massiv im Piemont in Meeresnähe. Mit erschwinglichen Nutzflächen, vielversprechenden Terroirs und beeindruckenden Landschaften mangelt es der Region nicht an Trümpfen. Zahlreiche auf Naturweine spezialisierte Winzer können hier alle Register ihres Handwerks ziehen.

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Was Kohlensäuregärung mit Musik zu tun hat ... 

Jean-François Nicq vom Weingut Les Foulards Rouges war einer der Vorreiter. Nichts deutete darauf hin, dass sich der gebürtige Nordfranzose aus Lille einmal als Winzer im äußersten Süden Frankreichs niederlassen würde! Doch nach dem Geologiestudium beschloss er, eine Winzerausbildung an der landwirtschaftlichen Fachschule von Mâcon-Davayé in Burgund zu absolvieren. Dort traf er Thierry Puzelat, einen jungen, begabten Winzer aus der Touraine, der ihn mit dem Konzept der Naturweine vertraut machte. Jean-François war restlos überzeugt und führte diesen Ansatz während seiner rund zehnjährigen Tätigkeit in der kleinen aber feinen Winzergenossenschaft Les Vignerons d'Estézargues im Gard ein... 2002 zog es ihn dann weiter gen Süden und er ließ sich in Montesquieu-des-Albères im Roussillon nieder. Wie vor ihm Alain Castex, wurde er zeitgleich mit Bruno Duchêne und Jean-Louis Tribouley zu einem der Pioniere der südfranzösischen Naturweinszene, die sich den biologischen Anbau sowie jeglichen Verzicht auf Hilfsmittel und Zusatzstoffe auf die Fahnen geschrieben haben. Heute bewirtschaftet er 18 Hektar, über mehrere Parzellen auf sauren Gneis- oder Granitsandböden rund um sein Dorf verteilt. Ein Teil der Flächen wird mit dem Pferd gepflügt.

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Zusatzstoffe sind verpönt und bei allen Weinen mit Ausnahme der Rebsorten Grenache und Frida wird das Verfahren der Kohlensäuregärung eingesetzt. Was das bedeutet? Voraussetzung dieser auch Ganztraubengärung genannten Methode ist das Einbringen einer Lese mit intakten Trauben. Diese werden weder entrappt noch gepresst und umgehend in mit CO2 vorgespannte Tanks gefüllt. Es setzt eine intrazelluläre Gärung ein, die mehrerlei Auswirkungen hat: Verringerung des Säuregehalts, Begrenzung der Tanninstruktur und Entwicklung vielfältiger, intensiver Aromen von frischen Früchten. Weine, die anhand der Kohlensäuregärung vinifiziert werden, gelten in der Regel als weich, rund und unkompliziert, wobei je nach Lage, Rebsorte und Handschrift des jeweiligen Winzers durchaus Raum für Nuancen bleibt. Kritiker werfen der Methode vor, den Ausprägungen des Terroirs abträglich zu sein. Mag sein... Nicht so beim Weingut Les Foulards Rouges. Ob mit oder ohne Kohlensäuregärung, bei Jean-François Nicq haben sämtliche Weine einen gemeinsamen Nenner: Präzision, Eleganz, Seidigkeit und Reinheit. Mit musikalischer Untermalung von Moriarty bis Cesária Évora wird die Verkostung im Weinkeller nicht nur önologisch zum Hochgenuss ... Der Beweis, dass der Winzer seine Inspiration aus vielerlei Quellen schöpft. Und schon schweift das Gespräch ab, in Richtung Musik, Film, Literatur, Philosophie, bis hin zum Einfluss seiner Eltern, ehemaligen Lehrern und eingefleischten Kommunisten.

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Die Taste France Magazine Weinauswahl von Les Foulards Rouges 

Vin de France - Grenache - 2021 

Ein wundervoller Grenache-Wein, großzügig, ohne überschwänglich zu sein, angenehm körperreich und mit seidiger (aber nicht samtiger) Textur.

Vin de France - Les Vilains - 2021 

Es soll immer noch Skeptiker geben, denen die Rebsorte Carignan zu rustikal für einen guten Wein ist... Die Verkostung dieses frischen und süffigen Tropfens dürfte auch die letzten Zweifel ausräumen... Er schmeckt schlicht und einfach nach mehr!

Vin de France - Frida - 2021 

Diese Cuvée besteht aus über hundertjährigen Reben verschiedener Sorten, die ihr bemerkenswerte Ausgeglichenheit, Finesse und Tiefe verleihen. Ein Genuss!

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