Um unnötige Verpackungen und Materialverschwendung zu vermeiden, ist der Verkauf von losen Nahrungsmitteln vielerorts auf dem Vormarsch. Sowohl in Bioläden als auch im herkömmlichen Handel wächst das Angebot unaufhaltsam. Der neue Trend ist inzwischen zu einem weltweiten Phänomen geworden.
Während weniger als ein Drittel der Kunststoffabfälle für das Recycling gesammelt und weltweit nur 14 % aller Kunststoffverpackungen tatsächlich recycelt werden, entscheiden sich in Frankreich immer mehr Marken und Einzelhändler für den Verkauf von loser Ware. Genauer gesagt: „der Verkauf von Produkten ohne Primärverpackung an den Verbraucher, in einer von diesem gewählten Menge in weiterverwendbaren bzw. Mehrwegbehältern“ (Artikel 41 des Gesetzes zur Bekämpfung der Verschwendung und zugunsten der Kreislaufwirtschaft). Eine Vorgehensweise, die bei Lebensmitteln inzwischen gängige Praxis ist, man denke nur an Zucker, Mehl, Nudeln, Getreide, Obst und Gemüse, Wein, Essig, Öl etc. ganz zu schweigen vom Verkauf frischer Produkte wie Käse an der Theke. Letztere haben zwar vielerorts eine lange Tradition, unterstützen aber ebenfalls den Trend zum Verkauf loser, unverpackter Erzeugnisse.
Auch im Vertrieb tut sich etwas. Und das trifft längst nicht mehr nur auf die Pioniere der plastik- und verpackungsfreien Ware, sprich Bioläden und Fachgeschäfte, zu. Ganz im Gegenteil! Vor ein paar Monaten war ich überrascht, als ich in einem großen Supermarkt in der Bretagne plötzlich vor mehreren Reihen von Abfüllbehältern und Rüsselautomaten mit Unverpackt-Produkten in Bio-Qualität stand: rote Linsen, Müsli mit Trockenfrüchten, Einkornmehl, soweit das Auge reichte. Und das aus gutem Grund: der Supermarktsektor erhofft sich seinen Anteil am neuen Trend. Er erwirtschaftete 2021 in Frankreich knapp die Hälfte des Umsatzes aus dem Vertrieb von unverpackter Ware1 in landesweit 10.000 Verkaufsstellen, vom kleinen Mini-Markt im Dorf bis zum Giganten Auchan in der urbanen Peripherie. Allein im letzten Jahr wurden 600 neue Verkaufsstellen eröffnet!
Für den Kunden zahlt sich lose Ware gleich dreifach aus. Zunächst einmal durch eine Ersparnis von rund 10 bis 15 % im Vergleich zur entsprechenden plastikverpackten und beworbenen Ware. Ferner hilft diese Art des Konsums, weniger Lebensmittel zu vergeuden, da immer nur die tatsächlich benötigte Menge gekauft wird. Ganz zu schweigen vom ökologischen Gewinn, der durch eine aktuelle Studie der französischen Agentur für ökologischen Wandel bestätigt wurde: Demnach ermöglicht der Verkauf von loser Ware in der gesamten Vertriebskette eine durchschnittliche Senkung der Verpackungsmengen um zwei Drittel.
Vergleichbare Ergebnisse liegen auch auf internationaler Ebene vor. So dürfte beispielsweise EU-weit der Zuwachs an Unverpackt-Ware bis 2023 eine Einsparung von 5.500 Tonnen unnötiger Verpackungen ermöglichen. Auch in den Vereinigten Staaten ist der neue Verbrauchertrend auf dem Vormarsch: Ketten wie Whole Foods oder Green Wise bestücken ihre Regale zunehmend mit Unverpackt-Ware.
* Quelle: Cabinet Xerfi
** Quelle: Réseau Vrac: The industry's trade organization
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