Am 8. März feierte die Welt den Internationalen Frauentag. Taste France ehrt Frauen noch den ganzen Monat hindurch. Agnès Henry ist Eigentümerin des Weingutes Tour du Bon im Weinbaugebiet Bandol im Departement Var. Sie fühlt sich ihrem Anwesen sehr verbunden, wobei sie sich nicht so sehr als Winzerin, sondern eher als inspirierende Kraft definiert.
Wie verlief Ihr Werdegang?
Ich komme aus einer Pariser Familie und war alles andere als prädestiniert für den Weinbau. 1968 kauften meine Eltern, die in der Umgebung ein Ferienhaus besaßen, dann eines Tages das Weingut Tour du Bon. Meine Mutter leitete es bis 1989, im gleichen Jahr trat ich in ihre Fußstapfen. Und meiner Karriere in der Milchwirtschaft, die ich nach einer Ausbildung in der Agrarwirtschaft eingeschlagen hatte, kehrte ich den Rücken. Ich war damals 27 und trank weder Wein noch andere alkoholische Getränke...
Was verbindet Sie heute mit diesem Weingut?
Wir geben gegenseitig aufeinander acht. Auf dem Gut befindet sich ein Hügel. Er lässt sich ganz problemlos besteigen und vermittelt gleichzeitig ein erhebendes Gefühl. Das entspricht mir genau, denn ich will keine Berge versetzen, bin nicht auf Eroberungen aus. Was ich an meinem Beruf mag, ist die Vorstellung, dass alles an einem Ort seinen Ursprung hat. Die Reben fungieren als Darsteller, sie bringen die Trauben hervor, die wir verarbeiten und schließlich klingt das Ganze in einem Weinglas aus. Und dort kommt es meiner Meinung nach auf Ausgewogenheit, Ausstrahlung, Emotion, Charakter und Energie an. Unsere Bandol-Weine sind typische Begleitweine, sie stehen im Dienste der Speisen. Mit Ausnahme von En Sol, einem wunderbar stimmigen, eigenständigen Wein, und D'ici!, der dank seiner oxidativen Entwicklung zum perfekten Ausklang eines Mahls beiträgt.
Wie beurteilen Sie die Rolle der Frauen in der Winzerbranche?
Früher arbeiteten sie ja in der Regel im Schatten ihrer Männer. Inzwischen treten sie vermehrt in den Vordergrund. Wie gesagt, ich bin nicht in die Weinbranche hineingeboren worden und verbringe auch nicht jede Minute in meinen Weinbergen. Andere Frauen kann man weitaus mehr als Winzerin durch und durch bezeichnen als mich. Vermutlich bin ich eher eine Inspirationsquelle...
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