Die Liebe für ein gutes Bier hat bei mir spät gezündet. Mit sechzehn Jahren schmeckte das erste Radler so gar nicht. Fad, irgendwie chemisch und vor allem, viel zu süß.
Brandheiß und leidenschaftlich wurde der Genuss erst, als ich für einige Jahre im „hohen Norden“ in Hamburg lebte. Gemeinsam mit der Freude, ein so eiskaltes Bier die Kehle hinunter zu stürzen, dass man glaubt, der Hals friert ein, oder auch genüsslich winzige Schlucke zu nehmen, entdeckte ich auch hier meine Vorliebe für eine oft unterrepräsentierte Geschmacksqualität - bitter.
Für mich kann es nicht bitter genug sein. Der erste Blick in der Bierkarte der Kneipen, die oft an Brauereien angeschlossen sind, gilt immer der Suche nach den IBU (International Bitternis Units), den Bittereinheiten im Bier - der heilige Gral der Bitterkeit, der durch die im Hopfen enthaltenen sogenannten Alphasäuren bestimmt wird. Oft enttäuschend, wenige Male mit einem wirklich grandiosen Geschmackserlebnis.
So, Frankreich, was hast du zu bieten? Wie ist es, wenn es einen im Weinland Frankreich nach einem wirklich guten Bier gelüstet?
Die Antwort ist ganz einfach. Auf geht’s in einer der mittlerweile über das ganze Land verteilten Micro-Brasserien oder Cave à bières. Wie in einer Weinhandlung verschafft man sich hier einen Überblick über das oft erstaunlich umfangreiche Sortiment, kauft ein und genießt im Anschluss ein frisch Gezapftes und einen kleinen Snack. Für einen Apéritif nach Feierabend oder zum Einläuten des nahenden Wochenendes haben sich die kleinen Brasserien etabliert.
Ein echte Entdeckung in meiner südfranzösischen Hinterland-Heimat sind Roberta und Gordon von Bruma Brew, die im ersten Lockdown der Corona Pandemie anfingen, in ihrer Garage Bier zu brauen. Fantastisch komplex ist das Indian Pale Ale, eine Berliner Weisse, die mithalten kann, ein eiskaltes Pils, das so frisch ist, dass es im heißen Sommer wie Balsam wirkt und sogar ein Hefeweizen trauen sich die beiden.
Wer es nicht glaubt, der darf sich überzeugen, wie Wein und Bier zusammen kommen können. Den Trester der Winzer nutzen beide für ein Bier, dass eine frische Säure mitbringt, eine Hommage an ihre Wahlheimat ein Bier mit Aprikosen und Rosmarin.
Im winzigen Dörfchen Soulatgé in den Hautes Corbières hat man mittwochs am Abend ein festes Date. Die Micro-Brasserie La Mandra verkauft mehr Bier in Bechern als Einwohner im Ort leben. Ein Teil des Verkaufs geht an eine regionale Vogelschutzorganisation.
Zunehmend populär und weltweit gefeiert wird der Internationale Tag des Bieres. Auch in Frankreich ist der Journée mondiale de la bière Anfang August eine feste Instanz für alle, die ein gutes Bier lieben, gilt es rund um diesen Tag darum, Freunde treffen, um gemeinsam Bier zu genießen, diejenigen zu zu ehren, welche das Bier brauen und servieren und gemeinsam die Biere aller Nationen und Kulturen zu feiern und damit die Welt zu vereinen. Ins Leben gerufen wurde der Internationale Tag des Bieres 2007 von vier Freunden in Kalifornien.
Eine herrliche deutsch-französische Liaison bieten zwei Deutsche in der Provence. Johannes Höger und Alexander Bitsch brauen nach deutschem Reinheitsgebot und servieren allen durstigen Kehlen herrlich bayerische Trinkkultur in der Cave à bières La Bavaroise.
Und, wer ist nun Weltmeister im Biertrinken - Deutschland oder gar Frankreich? Weder noch. Wer errät es?
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